Fotoprojekt “Meine Pandemie”

Emotionen und Gefühle zuerst

Hallo. Mein Name ist Paul Reicherdt und ich würde euch gern mein neues Porträt Fotoprojekt “Meine Pandemie” vorstellen, welches ich zusammen mit Psychologen und Sozialarbeitern ausgearbeitet habe. Bei diesem Fotoprojekt geht es nicht nur um die Portraits, sondern um die Gefühle und Emotionen, die während eines Interviews durch Teilnehmer geteilt werden.

Aber der Reihe nach…

Wir alle durchleben diese Pandemie auf unterschiedliche Weise. Schlagartig wurden wir mit einer Situation konfrontiert, auf die wir gar nicht vorbereitet waren. Nicht nur physisch oder technisch, sondern, in erster Linie, mental. Viele von uns wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Wie geht man mit der erzwungenen Isolation oder Angst vor Ungewissheit um. Wie geht man nicht unter, behält einen coolen Kopf und kümmert sich um die engsten Familienmitglieder. Wie findet man Kraft und macht weiter.

Die ganze Welt, alle 8 Milliarden Menschen wurden plötzlich dem Virus ausgeliefert. Und in die Individualität jedes Einzelnen von uns griff eins – Pandemie.

Die Pandemie hat Auswirkungen auf alle Lebenslagen. Auch auf die zwischenmenschlichen Beziehungen. Auf der einen Seite erhöhte sich die soziale Distanz, es gab mehr Scheidungen und Fälle der häuslichen Gewalt. Man fühlt förmlich den enormen Druck. Auf der anderen Seite hören wir in dieser Zeit mehr auf unsere Gefühle und widmen uns unseren Verwandten und engen Freunden.

Aber in erster Linie wirkt sich die Pandemie auf jeden einzelnen von uns. Auf unsere persönlichen Emotionen. Unsere Gefühle erleben derzeit nie da gewesenе Bewährungsprobe.
Und jetzt, wo wir uns so selten sehen und noch seltener über unsere Gefühle sprechen, will man ehrlich sein und sich nicht darüber schämen, was man fühlt und erlebt. Und wenn jeder bei sich selbst anfängt, öffnet er die Tore dafür, unterstützt und verstanden zu werden. Vielleicht aber auch gefeiert und gelobt. Es ist so wichtig, dass wir anfangen zu sprechen, um gehört zu werden.

Und hier kommen wir zu dem Fotoprojekt. In diesem Fotoprojekt würde ich euch gerne fragen – woran denkt ihr, wenn ihr das Wort “Pandemie” hört? Welche Assoziation verbindet ihr mit dem Jahr 2020? Virus? Einschränkungen? Oder sind es neue Erkenntnisse und positive Erlebnisse? Ich bin mir sehr sicher, dass jeder von euch an etwas ganz Persönliches gedacht hat. An eine Situation oder starke Emotion das hervorsticht, um zu sagen:

“Meine Pandemie ist…”

Ich bitte euch, diese Frage für euch selbst zu beantworten. Und zu versuchen, eure Gedanken und Emotionen mit uns zu teilen. Ja, wir können leider kein Heilmittel anbieten. Wir können nur anbieten, den ersten Schritt zu wagen, dadurch etwas näher zueinander finden.

Die Emotionen und Gefühle, die wir gerade durchleben, stecken in jedem von uns. Das ist das, was uns ausmacht und was unsere Reaktion auf unsere Umgebung reflektiert. Doch unsere emotionale Erfahrung baut nicht nur auf persönlichen Gefühlen auf, sondern auch auf unserem Einfühlungsvermögen. Unsere Anteilnahme ist in der Lage, wieder Paare, Familien, Kulturen und Nationen zu vereinen.

Und genau darüber ist dieses Fotoprojekt. Über eure persönliche Pandemie und eure Emotionen. Ich bin überzeugt, dass wir dadurch zeigen können, dass in Zeiten der ausgleichenden Pandemie nicht nur unsere Individualität nicht verloren gegangen ist, sondern auch unsere Anteilnahme und Einfühlungsvermögen. Dieses Projekt ist über uns.

Man sagt, dass unsere Emotionen sich auf unseren Gesichtern widerspiegeln. In unseren Augen und Mimik. Das ist unsere Erfahrung. Man sollte das nicht verbergen und sich dafür schämen. Lasst eure Portraits für sich selbst sprechen. Spiegel eure innere Welt durch eure Augen und gebt damit dem Betrachter die Kraft, weiter zu kommen, Pläne zu machen und verstanden zu werden. Ich fange bei mir selbst an…