Hoffnungslosigkeit auf dem Sofa

Vladimir

Hoffnungslosigkeit

Auf dem Sofa

Ich hatte immer eine Illusion, eine Wahl zu haben. Doch die Rahmen, die während der Pandemie durch den Staat vorgegeben wurden, nahmen mir auch das. Ich konnte nicht wählen, wann ich meine Freunde treffen oder die Eltern besuchen kann. Oder ob ich meinem Hobby nachgehen darf. Ich bin unter diesen Bedingungen gezwungen – nur zu existieren.

Die Hoffnungslosigkeit war mein ständiger Begleiter, hat aber nie eine aggressive Wendung genommen. Ich konnte ja eh nichts beeinflussen. Ich bin kein Politiker, kein Wissenschaftler oder Arzt.

Ich war ein aktiver Nichtstuer.

Als die Pandemie zur Routine wurde, in gewisser Hinsicht ein sozialer Atavismus, habe ich alles etwas einfacher empfunden. Es stellte sich heraus, dass man vieles auch mit Maske unternehmen kann: Restaurants besuchen, auf der Bühne auftreten, normal leben. Ja, mit jeder neuen Einschränkung kamen neue negative Emotionen. Wir sollen aber nicht auf eine glückliche Rettung warten. Irgendwann geht es weg. So habe ich oft liegend auf dem Sofa Serien geschaut. Und einfach gewartet. Ich lag auf dem Sofa und wartete.

Meine Pandemie ist das Sofa.

Jeder sollte diese Momente einfangen, um sich selbst zu verstehen und zu erkennen, wie man sich in einer neuen, unverständlichen und bedrohlichen Situation verhaltet. Wenn man lange Zeit allein mit sich selbst verbringt, überdenkt man die Beziehungen zu seinen Liebsten oder die Ansichten zur Kindererziehung. Und sogar zu seinem Leben.

Vergesse nicht, wie du dich in dieser Situation verhalten hast. Wie du dieses kleine Leben geführt haben. Was und warum es dir passiert ist. Von welcher Seite du dich gezeigt hast und vor allem, mit welchen Gedanken und Gefühlen du da rausgegangen ist.

Vladimir

Sozialpädagoge, 40 Jahre alt

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