Der Weg zur inneren Freiheit
Meine Pandemien begann, als mein Urlaub endete und ich mich in eine intensive, drastische Quarantäne stürzen musste. Dies schuf einen Haushaltsalltag, der für mich zunächst wie ein Geschenk des Schicksals wirkte und sich dann als große Bewährungsprobe für mich herausstellte.
Anfangs genoss ich diese Zeit mit meiner Familie und widmete mich freudig dem Alltag, Mann und Kind. Wir waren zum ersten Mal alle zusammen in unseren vier Wänden eingesperrt. Nach ein paar Monaten merkte ich langsam, dass ich von allem müde geworden bin. Ich wollte nicht mehr putzen, kochen, nicht einmal mehr mit dem Hund spazieren gehen. Es entstand ein unwiderstehlicher Drang, irgendwohin zu gehen, einfach die Umgebung zu verändern und allein zu sein! Erst an dem Punkt wurde mir klar, wie sehr ich die Einsamkeit liebe. Allein mit mir kann ich mir meiner Wünsche klar werden, meine Werte formulieren, ich kann träumen, umdenken und vor allem Kraft schöpfen. Ich kann nur jedem empfehlen: Hören Sie in sich hinein, finden Sie heraus, wo Ihre Wünsche liegen und welche die auferlegten Prinzipien des Lebens sind.
Da wusste ich allerdings noch nicht, dass die Reise zu mir selbst in der Pandemie noch mindestens ein Jahr gehen würde.
Indem ich mein Bedürfnis auf jede erdenkliche Weise unterdrückte, um nicht egoistisch zu wirken, kam ich der emotionalen Erschöpfung und somit einem Zusammenbruch nur noch näher. Zwar habe ich es noch einige Zeit geschafft dies zu kompensieren, aber es wurde immer schwerer. Anfangs reichte es mir noch allein im Bad zu sitzen, um mich zu entspannen. Irgendwann reichte nicht mal mehr das Wochenende zum Auftanken.
Es fand eine totale Änderung der Einstellung zu etwas statt, das mir früher Freude bereitete – was mich anfangs erschreckte und mir dann eine scheinbar neue Wahrheit des Daseins offenbarte. Sie lernen Ihre neuen Seiten kennen. Jetzt müssen Sie sie nur noch akzeptieren, Ihren Perfektionismus überwinden, eine neue Routine aufbauen, die Sie nicht von innen zerstört. Es ist schwierig, sich selbst in den schlimmsten Manifestationen zu lieben. Es ist schwierig, sich etwas Unangenehmes einzugestehen. Doch die Zeit ist gekommen, sich selbst zu vergeben und sich selbst zu erlauben, schwach, dumm, emotional und nicht rational zu sein. Es ist schwierig, das alles allein zu lösen. Das ist die innere Freiheit, die ich lernen muss.
Es ist schwierig, es selbst zu akzeptieren, aber noch schwieriger ist es, diese Akzeptanz auch von den einem nahe stehenden Personen zu erhalten mit all seinen neuen Erfahrungen und Bedürfnissen. Ich hoffe, diese Menschen, um mich zu haben.
Meine Pandemie ist der Weg zur inneren Freiheit. Ich erlaube mir Fehler zu machen und liebe mich trotzdem. Nur so kann ich lernen, anderen zu vergeben.